23 Mär 2023 - 25 Mär 2023

Forum eikones, Rheinsprung 11, 4051 Basel

Veranstalter:
EIKONES - Zentrum für die Theorie und Geschichte des Bildes, Universität Basel

Öffentliche Veranstaltung, Kongress / Tagung / Symposium

Ausdruck als Form- und Vermittlungsprozess in der Kunst

Internationale Tagung organisiert durch: David Misteli (UdK Berlin/eikones) und Markus Rath (Universität Trier)

Poster Ausdruck – Expression

„Ausdruck“ zählt zu den zentralen ästhetischen Begriffen der Moderne. Im Spannungsfeld von intentionalen Handlungen und akzidenteller Erzeugung ist die Vorstellung, dass Ausdruck in der Kunst zwischen Individuum und Welt vermittelt, seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert diskutiert, verfochten und relativiert worden. Dabei können bereits in der Kunst der Vormoderne zahlreiche visuelle Phänomene beobachtet werden, die sich als expressive Formprozesse beschreiben lassen. Subikonografische Bildstrukturen wie gestische, formlatente oder informelle Farbeinsätze werden als bewusst eingesetzte Ausdrucksmittel bereits in der Vormoderne anschaulich. Vor diesem Hintergrund verfolgt die internationale Tagung „Ausdruck als Form- und Vermittlungsprozess in der Kunst“ das Ziel, künstlerische Formprozesse von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart zu untersuchen, die als Bestimmung oder als Reflexion von Ausdruck in der Kunst fruchtbar gemacht werden können.

Während strukturalistische Ansätze ab der Mitte des 20. Jahrhunderts das interpretatorische Leitkonzept des subjektzentrierten Ausdrucks zunehmend infrage stellten, verlangt die gesellschaftliche Multiplikation von Subjektivitäten in den letzten Jahrzehnten sowie die Bedeutung marginalisierter Identitäten für die Kunstproduktion und -rezeption nach einem erneuten Aufgreifen von Ausdrucksbestimmungen. Alternativ zur geläufigen neuroästhetischen Engführung von Ausdruck und Emotion strebt die Tagung an, Ausdruck als breit angelegten Begriff zu situieren, mit dem Kunst als wesentlicher Ort von Vermittlungsprozessen zwischen Vorstellungen von „innerer“ und „äußerer Wirklichkeit“ sowie zwischen Selbst- und Fremdbestimmung gefasst werden kann. Ausdruck als ästhetischer Begriff wird so um soziale und ethische Dimensionen erweitert und auf seinen kunsthistorischen und kunstkritischen Nutzen in einer historischen Phase der Diversifizierung und Heterogenität befragt.

Die Konferenz verfolgt dieses Ziel, indem sie sich insbesondere mit drei Themenbereichen befasst:

1) Geste, Fleck, Spur – zur Subikonographie des Ausdrucks
Die Sektion ist dem vorikonographischen Arsenal bildnerischer Ausdrucksmittel gewidmet. Bevor eine Figuration als Ausdrucksträgerin erkennbar wird, sind die ihr zugrundeliegenden oder vorgeschalteten Elemente bereits selbst künstlerisch-individuellen Gestaltungsweisen unterworfen. Neben Fragen nach dem Individualstil, also nach dem persönlichen Ausdrucksarsenal, betrifft dieser Fokus insbesondere malerische Prozesse, die Zufälligkeit, freien Gestus sowie Eigentätigkeit der Malmittel als bewusst eingesetzte Ausdrucksmittel einbeziehen.

2) Figurationen des Ausdrucks
Die Sektion nimmt Figuren als Vermittler*innen von Ausdruck in den Blick. Indem künstlerischer Ausdruck in der Moderne vorrangig als eine Frage der Darstellungsmittel diskutiert wird, rückt die Bedeutung in den Hintergrund, die der Figur als Vermittlerin von Subjektivitätsmodellen in der Kunst zukommt. Um diesen Aspekt von Ausdruck neu zu beleuchten, werden Beiträge versammelt, die Kontinuitäten, Brüche, spezifische künstlerische Ansprüche und kritische Reaktionen auf die Figur als Ausdrucksträgerin scharfstellen und ggfs. einer kritischen Verortung unterziehen.

3) Ausdruck und Intention
Ausdruck und Intention sind zwei wesentliche und ebenso umstrittene Begriffe der Kunsttheorie. Sie wurden als synonyme oder komplementäre Instanzen, als sich jeweils unterlaufend oder gänzlich unzeitgemäße Begriffe wahrgenommen. Die Sektion beschäftigt sich mit ihrer komplexen Verflechtung. Dafür kommen konkrete Fallbeispiele infrage, die der Verflechtung Form geben, kunsthistoriographische Beiträge, die das Verhältnis der beiden Begriffe nachzeichnen, sowie methodische Beiträge, die ihre jeweilige Aktualität in den Blick nehmen.
 

Sprechende: Laura Bruni, Emmelyn Butterfield-Rosen, Lisa Cornali, Larissa Dätwyler, Agniezska Dziki, Yannis Hadjinicolaou, Joseph Henry, Laura Indorato, Charles Palermo, Christian Scherrer, Paula Stoica, Barbara Stoltz

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